Beitrag vom 31. Mai 2023
Wege bereiten fürs Rad! Radvernetzungstreffen 2023
Am 31. Mai 2023 fand das OÖ Radvernetzungstreffen im OÖ Kulturquartier (Ursulinenhof) in Linz statt. Unter dem Motto „Wege bereiten fürs Rad“ füllten über 200 Radinteressierte aus verschiedenen Bereichen, darunter viele Radbeauftragte, Bürgermeister:innen und Gemeinde-Mitarbeiter:innen den Ursulinensaal, um sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und von guten Beispielen inspirieren zu lassen.
„Wege bereiten fürs Rad“: Unter diesem Motto stand das 12. Radvernetzungstreffen und rückte damit die Radinfrastruktur in den Fokus. Wie das abwechslungsreiche Vortrags- und Workshop-Programm gezeigt hat, ist Radinfrastruktur ganz und gar keine trockene Materie. Es ging um lebendige Ortskerne, Bewegungsfreiheit und Sicherheit für Kinder und ältere Menschen. Erfolgreiche Beispiele aus anderen Gemeinden zeigten auf, wie eine Förderung des Rad- und Fußverkehrs zu einer Erhöhung der Lebensqualität für alle Bürger:innen beiträgt.
zu den Präsentationen
Auch wenn Radfahren mittlerweile ein zentraler Teil der OÖ Mobilitätsstrategie ist, wie Martin Pöcheim, Leiter der Direktion Straßenbau und Verkehr des Landes OÖ, in seinem Einstiegsvortrag betonte und das Land OÖ seine Aktivitäten und Budgets zur Radverkehrsförderung ausweitet, so zeigt die Erfahrung aus der FahrRad Beratung OÖ: Wie fahrradfreundlich ein Ort ist, hängt vor allem vom konkreten Engagement in den Gemeinden ab.
Beatrice Stude von stape – urban consulting, zeigte mit ihrem lebendigen Impuls eindrücklich auf, wie wichtig es ist einfach anzufangen. Wie bei einer weißen Leinwand gibt es auch bei Verbesserungen fürs Radfahren viele Möglichkeiten. Zentral sei das Erfahrbar-Machen. Auch mit improvisierten gemeinschaftlichen Interventionen können Erweiterungen des Erfahrungshorizonts ermöglicht werden. Und die Macht der Bilder im Kopf solle nicht unterschätzt werden.
Ein spannendes Praxisbeispiel kam von Marco Schwab, Vertreter des Ministeriums für Verkehr in Baden-Württemberg. Er präsentierte das Projekt RadNETZ Baden-Württemberg, das darauf abzielt, die Radverkehrsförderung flächendeckend voranzutreiben.
Wer plant für wen? Für welche Wege? Wer plant nicht? Und für wen wird nicht geplant? Bente Knoll von der B-NK GmbH plädierte dafür die Vielfalt der Menschen bei Planungen zu berücksichtigen und zeigte auf, welche Bedeutung das Fragenstellen hat, wenn man auf die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer:innen eingehen möchte.
Christian Hummer vom Land OÖ und Robert Stögner vom Klimabündnis OÖ gaben einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Projekte der FahrRad Beratung OÖ und Radmodellregion Wels Umland. Die Ergebnisse einer Studie, die für die Radmodellregion Wels Umland durchgeführt worden ist, präsentierte Ulrich Leth von der TU Wien in seinen Vortrag. Ziel war, die Wirksamkeit flächiger Bodenmarkierungen für den Radverkehr zu prüfen. Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass flächige rote Markierungen in Kombination mit einer Radfahrerüberfahrt den größten Sicherheitsgewinn bringen und die Regelkenntnis bei dieser Version der Kreuzungsgestaltung am besten ist.
Im Anschluss folgten zeitgleich vier Workshops, die sich mit verschiedenen Facetten der Radinfrastruktur beschäftigten. Dabei wurden Fördermöglichkeiten für Radinfrastrukturprojekte erörtert, anhand konkreter Gemeindebeispiele radfreundliche Infrastrukturlösungen diskutiert, regionale Kooperationen zur Schaffung guter Radverbindungen ausgelotet und Methoden kennengelernt, um gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Straßenräume zu gestalten.
Nach den Workshops wurden die Teilnehmer:innen zum Bio-Mittagessen eingeladen. Die Pause bot auch die Möglichkeit, den Radlmarkt der Projekte zu besuchen, auf dem verschiedene Radprojekte präsentiert wurden und natürlich zur intensiveren Vernetzung. Erstmals gab es auch einen Rad-Büchertisch, der von der Buchhandlung Fürstelberger betreut wurde.
Am Nachmittag standen Best Practice-Highlights auf dem Programm. Philipp Sonnleitner, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Gleisdorf in der Steiermark, präsentierte am Beispiel des Gleisdorfer Rings, wie es der Stadt gelang, durch eine neue Platzverteilung, die dem Gehen und Radfahren mehr Raum bot, die Lebensqualität am Gleisdorfer Ring zu erhöhen.
Ein Höhepunkt des Radvernetzungstreffens war die Präsentation von Kurt Fischer, Bürgermeister der Stadt Lustenau in Vorarlberg mit seinem Vortrag „Radlust im Velotal Rheintal„. Er betonte die wichtige Bedeutung von konkreten Utopien und stellte auf amüsante Weise die umfassenden lokalen und regionalen Maßnahmen vor, die zur Förderung des Radverkehrs in seiner Gemeinde umgesetzt wurden. Mit Erfolg, denn Lustenau nimmt mit einem Radverkehrsanteil von 22 Prozent einen Spitzenplatz ein.
Darauf folgte die feierliche Auszeichnung der Gemeinden der FahrRad Beratung OÖ und der Gemeindepreis-Gewinner der Europäischen Mobilitätswoche. Der Landtagsabgeordnete Peter Handlos hat dafür Landesrat Günther Steinkellner vertreten, der sein Kommen kurzfristig leider absagen musste.
Rainer Doppelmair, Radfahrbeauftragter der Stadt Linz, präsentierte im Anschluss die aktuellen Radinfrastrukturvorhaben in Linz und die Schnittstellen ins Umland. Dabei wurden zukünftige Pläne und Projekte vorgestellt um „Linz zur Fahrradstadt zu machen“, indem das Radroutennetz in der Stadt ausgebaut und die Verbindungen in die umliegenden Gemeinden verbessert werden.
Ein weiteres spannendes Projekt wurde von Daniela Degenfellner, Radbeauftragte, und Friedrich Geyrhofer, Bürgermeister der Gemeinde Puchenau, präsentiert. Sie berichteten über die erste Schulstraße in Oberösterreich, die in der Gemeinde Puchenau umgesetzt worden ist, um den Schulweg für Kinder sicherer zu gestalten.
Abschließend erzählte Maximilian Tiefenthaler, Vizebürgermeister und Radbeauftragter von Edt bei Lambach, über von Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit und die Schaffung neuer Radwege in seiner Gemeinde. Obwohl die Gemeinde erst im Jahr 2021 an der FahrRad Beratung teilgenommen hat, konnte sie schon eine Reihe von Verbesserungen für das Radfahren umsetzen.
Spannend wurde es dann noch einmal bei der Verlosung der tollen Radpreisen unter den Anwesenden. Dafür möchten wir uns noch einmal herzlich bei unseren Sponsoren INNOVAMETALL, Ziegler, Orion, Connex Urban, Raincombi, B7 Fahrradzentrum, ÖBB, Kaloveo und Uvex und Biohof Achleitner für die attraktiven Sachpreise, die wir als Abschluss der Veranstaltung unter allen Anwesenden verlosen konnten. Die Gewinner:innen haben sich sehr über die Preise gefreut!
Das OÖ Radvernetzungstreffen 2023 bot eine Fülle von Informationen, spannenden Vorträgen und Workshops sowie die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung zwischen den Teilnehmer:innen. Wir hoffen, dass die Besucher:innen motiviert und inspiriert nach Hause gegangen sind, um dort Radprojekte mit neuem Schwung anzustoßen und weiterzuverfolgen! Denn was das Radvernetzungstreffen neben all den spannenden Impulsen auf jeden Fall gezeigt hat: Wir sind viele Menschen, die sich an vielen Orten für mehr Lebensqualität und Sicherheit einsetzen und somit für ein radfreundliches Oberösterreich.
Präsentationen
- Rad bewegt Alltag – Wege erfahrbar machen
Beatrice Stude, stape – urban consulting - RadNETZ Baden-Württemberg – Radverkehrsförderung in die Fläche bringen
Marco Schwab, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg - Menschen in ihrer Vielfalt bei der Planung berücksichtigen
Bente Knoll, B-NK GmbH - Aktuelles zum Radverkehr aus OÖ
Christian Hummer, Land OÖ; Robert Stögner, Klimabündnis OÖ - Nutzlose Farbe oder Sicherheitsgewinn? Wirksamkeit flächiger Bodenmarkierungen für den Radverkehr
Ulrich Leth, TU Wien - Workshop: Welche Förderungen gibt es für mein Radinfrastrukturvorhaben?
Raphael Glück, klimaaktiv mobil/komobile GmbH - Workshop: Radfreundliche Infrastrukturlösungen anhand konkreter Gemeindebeispiele
Martin Seidel, ILF Consulting Engineers - Workshop: Mit Bürger:innen gemeinsam Straßenräume gestalten
Birgit Appelt, SPES Zukunftsakademie - Neue Platzverteilung für mehr Lebensqualität am Gleisdorfer Ring
Philipp Sonnleitner, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Gleisdorf, Steiermark - Radlust im Velotal Rheintal – lokale und regionale Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs
Kurt Fischer, Bgm. Stadt Lustenau, Vorarlberg - Aktuelle Radinfrastrukturvorhaben in Linz und Schnittstellen ins Umland
Rainer Doppelmair, Radbeauftragter Stadt Linz - Adieu Elterntaxis – OÖs erste Schulstraße in Puchenau
Daniela Degenfellner; Friedrich Geyrhofer, Bgm. Gemeinde Puchenau - Fürs Rad. Mehr Sicherheit und neue Radwege
Maximilian Tiefenthaler, Vizebürgermeister und Radbeauftragter Edt bei Lambach
Rückblick: Programm des Radvernetzungstreffens 2023. Wege bereiten fürs Rad als pdf
Fotos vom Radvernetzungstreffen
Fotos: Tanja Obernberger/ Klimabündnis OÖ